Drei Monate mit Freunden und Familie unterwegs

Autor: Silke Seite 1 von 3

Sicher angekommen im Heimathafen

Ich bin wieder zuhause. Irgendwie gingen diese 12 Wochen ganz unspektakulär zuende: Boot leer räumen, Auto vollpacken, 10 Stunden Fahrt nach Tübingen (wir sind sehr gut durchgekommen), schlafen, Auto ausräumen, Taschen leeren (damit bin ich immer noch beschäftigt) und nebenbei einfach nur ankommen im alten Leben. Es fühlt sich gar nicht an, als sei ich fast drei Monate weg gewesen…

Die letzten Segeltage vergangene Woche haben Jana, Franzi, Max und auch mir noch einmal viel Spaß gemacht. Von Schleimünde ging es bei bestem Segelwetter auf einem Kreuzkurs nach Laboe in der Kieler Bucht. Bei Einfahrt in die Kieler Förde mussten wir bei 4 bis 5 Beaufort und Böen bis 6 so manchem großen Pott ausweichen, so auch der Fähre Colour Fantasy von Kiel nach Oslo. Kleine Anekdote am Rande: Am nächsten Tag erfuhr ich, dass darauf Bekannte waren. „Also das finde ich jetzt echt schön. So waren wir auch noch ein ganz kleiner Teil deiner beeindruckenden Reise…“, schrieb mir Anja am nächsten Tag. Sie hatte zusammen mit ihrer Familie vom Deck der Fähre aus die kreuzenden Segelschiffe bewundert.

In Schleimünde hatten wir übrigens bei der Ankunft noch ein ausgesprochen negatives Erlebnis mit einem Motorbootfahrer, der meinte uns rechts überholen zu müssen, obwohl wir schon dabei waren, rechts in den Hafen Schleimünde abzubiegen. So ein rücksichtsloser Rüpel! Allerdings war das aber auf der gesamten Reise ein Einzelfall. Im großen und Ganzen ging es auf dem Wasser sehr rücksichtsvoll zu – vor allem in Schweden.

In Laboe angekommen fügten wir den Rekorden der letzten Etappe noch einen weiteren hinzu: Sage und schreibe 46 Euro hat eine Übernachtung in der Baltic Bay Marina Laboe gekostet. Ein absoluter Spitzenwert! Wir blieben gleich zwei Nächte, denn für Mittwoch war Starkwind bis Stärke 7 angesagt. Tatsächlich verlief der Tag sehr ungemütlich, mit heftigen Böen und Regenschauern. Als Kontrastprogramm hatten wir uns die Besichtigung des Weltkriegs-U-Boots U 995 und des Marinedenkmals vorgenommen. Beides sehr beeindruckend. Für Franzi und Max war jedoch die Führung in der Meeresbiologischen Station Laboe das Highlight des Tages. Auch ich habe viel gelernt über Krabben und Seesterne und die Ostsee allgemein.

Am Donnerstag ging es dann auf die letzte Etappe meiner Segel-Auszeit: 33 Seemeilen von Laboe nach Heiligenhafen waren zu bewältigen. Der Wind war ordentlich, ging in Böen wieder bis Stärke 6 und kam von der Seite. Die Wellen auch und so legte sich die Himmelblau immer mal wieder gehörig auf die Seite. Zu Beginn meiner Reise hätte ich mich bei solchen Bedingungen noch unwohl gefühlt. Jetzt genossen wir es fast schon und freuten uns einmal mehr über das hohe Reisetempo von im Schnitt über 5 Knoten. So kamen wir relativ früh in Heiligenhafen an.

Einfahrt in die Marina Heiligenhafen.

Am Freitag standen dann Boot ausräumen und die Fahrt nach Tübingen an. Viele haben mich gefragt, ob mir der Abschied schwer gefallen ist. Die Antwort ist nein. Ich bin froh, die Reise unternommen zu haben und über die vielen Menschen, die mich begleitet haben. Aber nach 12 Wochen habe ich mich auch sehr auf Zuhause, Peter und meine Freunde daheim gefreut. Für mich war die Länge genau richtig!

Insgesamt habe ich mit den verschiedenen Crews 1455 Seemeilen zurückgelegt, 966 davon unter Segeln. Ich habe viel gelernt: über das Segeln, über Land und Leute und über die Menschen, die mich begleitet haben. Wenn man mich fragt, was ich beim nächsten Mal anders machen würde: Ich würde auf jeden Fall von Stockholm aus weiter in den Norden fahren. Die dänische Inselwelt ist schön, aber die ostschwedischen Schären sind mein neues absolutes Traumrevier. So schön, so leer (zumindest vor Midsommar 😉 ), so phantastisch! Da will ich auf jeden Fall noch mal hin. Am liebsten bis hinauf nach Tore Hamn, dem nördlichsten Punkt der Ostsee. – Nein, das ist nicht Haparanda. Das liegt aber ganz in der Nähe und würde mir vermutlich auch reichen…

12 Wochen war die Himmelblau mein Zuhause. Sie ist nicht mein Traumschiff, aber sie hat ihren Job gut gemacht.

Insel-Tingeln in der Dänischen Südsee

Heute ist der 80. Tag meiner Reise. Und es ist nach vielen Wochen in Dänemark und Schweden der erste Abend in einem deutschen Hafen. Wir sind auf der Lotseninsel Schleimünde angekommen. Leider nach nur einem halben Segeltag, die andere Hälfte mussten wir mangels Wind motoren. Heute morgen sind wir aber zeitweise immerhin mit 5 bis 6 Knoten Speed gesegelt. Außerdem gab es Wellen. Da war die Meute ruhig und zufrieden… 😉

Jana, Franzi und Max sind durch den rasanten Start am Sonntag vor einer Woche etwas verwöhnt. Unter 5 Knoten fängt das Gemoser an: „Langweilig! Warum ist nur so wenig Wind? ….“ Sobald es in den Hafen geht, ist die Truppe aber voll da. Die Manöver funktionieren prima und auch über die Aktivitäten an Bord kann ich mich nicht beklagen. Ohne dass ich groß anschieben oder nachfragen muss, sind zum Ablegen alle Seeventile geschlossen, ist alles sicher verstaut und werden bereits erste Ideen für das bevorstehende Ablegemanöver ausgetauscht. Gleiches gilt für das Segel setzen und bergen. Super!

Während es der Jugend nach wie vor nicht schnell genug gehen kann, bin ich im Tingel-Modus angekommen. Von jeder Station in den vergangenen Tagen hätte man mit zwei langen Schlägen Heiligenhafen erreichen können, den Heimathafen der Himmelblau. Wir waren völlig frei in der Wahl unserer Ziele. Tatsächlich sind wir am Mittwoch von Svendborg aus nach Skarö gefahren. Dort legten wir uns an eine Boje des dänischen Tourenseglerverbandes und machten das Schlauchi klar. Auf der Insel ging es dann natürlich zu aller erst zum Café, in dem das berühmte Skarö-Eis zu haben ist. Das wird unter anderem mit Seetang und Birkensaft hergestellt und schmeckt wirklich sensationell. Anschließend unternahmen wir einen kleinen Spaziergang über die Insel.

Und weil es uns vor Skarö an der Boje so gut gefallen hat, sind wir einfach da geblieben.

Am Donnerstag suchten wir uns dann das kleine Städtchen Faaborg als Ziel aus, um dort am Freitag den angekündigten Regen auszusitzen. In Faaborg gibt es drei Museen und zwei davon haben wir uns angeschaut: eines zum Thema dänische Landschaften, in denen einem Hügel, Moor, Wald und Meer im Laufe der Zeit auf völlig neue Art nahegebracht werden. Und eines mit Bildern und Skulpturen Fünischer Künstler. Mich hat aber am meisten die Wandmalerei mit den kleinen Faaborger Glockentürmchen beeindruckt:

Von Faaborg ging es weiter nach Aerö und hier steuerten wir erneut eine DT-Boje in der Bucht Revkrog bei Aerosköping an. Wieder ging es mit dem motorisierten Dinghi an Land. Unser Ziel war ein Hügelgrab mitten auf der Insel. Um das zu erreichen mussten wir erst mit dem kostenlosen Inselbus fahren und dann noch etwa 2,5 Kilometer laufen. Das Gleiche dann retour. Nur leider kam der Bus nicht wie angekündigt, oder wir haben ihn knapp verpasst. Wie praktisch, dass zufällig ein Großraumtaxi vorbei kam… 😉

Von Aerö ging es gestern weiter nach Bagenkop. Das ist ein Hafen, der vielen Deutschen Seglern als erste oder letzte Anlaufstelle in Dänemark dient. So auch uns, denn von dort ging es heute hierher, nach Schleimünde. Morgen ist unser Ziel Laboe in der Kieler Bucht. Hier wollen wir den für Mittwoch angekündigten Starkwind abwettern.

Noch eine kleine Anekdote am Rande: Hägar hatte es mehrfach angekündigt: der Sicherungsstift am Propeller des Außenbordmotors werde garantiert mal brechen, wenn der Propeller am Ufer auf Grund kommt. Vor Aerö war es soweit. Getroffen hat es Max und mich. Wie gut, dass wir die Ruder dabei hatten…

Scharfer Ritt: Die Youngsters-Crew bricht alle Rekorde

47 Seemeilen haben wir am Sonntag zurückgelegt, 12 Stunden waren wir auf dem Wasser, davon 10 in Fahrt. Zwei Stunden haben wir im Odense Fjord an einer Boje verbracht, um auf eine Phase mit weniger Wind zu warten, bevor wir uns auf das Kattegatt hinauswagen. Wirklich weniger geworden war es aber nicht, als wir uns dann zwei sehr schaukelige Stunden später entschlossen, hinauszufahren. Aber wir alle hatten das Gefühl, dass wir an der Boje nicht wirklich sicher liegen.

Auf dem Weg hinaus aufs offene Wasser begegneten wir noch im Fjord einem Schweinswal mit Kalb – das war eindeutig die schnellste Schweinswal-Sichtung aller Crews. Doch das und das Geschaukel an der Boje waren längst nicht die ersten denkwürdigen Ereignisse des Tages. Das nämlich ereignete sich schon wenige Minuten nach dem Start, als wir an der Odins-Brücke im Odense-Kanal Zeuge wurden, wie ein Autofahrer einfach so durch die geschlossene Schranke an der Brücke fuhr. Zack! Und er fuhr mutterseelenallein über die Brücke, die kurz vor der Öffnung für uns und ein weiteres Segelboot war. Da hat er wohl Glück gehabt, dass die Brücke noch nicht angefangen hatte, sich zur Seite zu drehen, denn in dem Fall wäre er im hohen Bogen im Wasser gelandet…

Eigentlich war der Plan, gegen den Westwind zu kreuzen und wieder an Aebelö vorbei Richtung Bogense zu fahren, um dann von Norden in den Kleinen Belt zu kommen. Doch der Wind ist zu stark und die Wellen gewaltig – für mich mit etwa 1,5 Metern die bisher höchsten. Immer wieder schlägt Gischt über das Boot. Also entscheide ich, doch lieber mit dem Wind zu arbeiten als gegen ihn: wir nehmen Kurs auf die Nordostspitze von Fünen und umrunden sie mit dem Ziel Kerteminde. Es ist ein heißer Ritt, wir brechen den bisherigen Geschwindigkeitsrekord: Im Tracking von Navionics sind als Höchstgeschwindigkeit 8,8 Knoten eingetragen – auf Halbwindkurs, das Groß im 2. Reff, das Vorsegel ungerefft. Da sage noch mal einer, so eine Bavaria sei kein schneller Segler…

Beweisfoto: Max hat als Rudergänger noch eine Hand frei, um unsere Geschwindigkeit zu dokumentieren.

Angesichts der rasenden Geschwindigkeit entscheiden wir, nicht nach Kerteminde abzubiegen, sondern direkt Kurs auf Nyborg zu nehmen. Natürlich wird das einer langer Tag, aber wir wollen die Gunst des Windes nutzen…

Vor Nyborg gilt es dann noch, die Brücke über den Großen Belt zwischen Fünen und Seeland zu durchfahren. Natürlich unter Segeln. Die Brücke hat Bögen, Sportschiffe mit Mast sollten die Mitte der geplanten Durchfahrt treffen. Die Brücke ist 18 Meter hoch, unser Mast 15. Obwohl ich es besser hätte wissen müssen, war ich kurz vor der Durchfahrt fast schon überzeugt, das es nicht passt. Ich bin 1000 Tode gestorben… 😉

So viel Aufregung an einem Tag, da konnte der nächste Tag ja fast schon nur langweilig werden. Aber weit gefehlt: Zwar fuhren wir bei wenig Wind in beschaulichem Tempo von Nyborg rüber zur Insel Langeland, aber schon nach wenigen Seemeilen sichteten wir eine Robbe, die vorwitzig ihren Kopf aus dem Wasser steckte. Und als wir dann am Ziel Lohals angekommen waren setzte mir meine Crew den Floh ins Ohr, nicht in den Hafen zu fahren, sondern davor zu ankern. Gesagt, getan. Bisschen aufgeregt war ich schon, denn ankern im Großen Belt ist doch etwas anderes als in einer geschützten Bucht in den Schären. Wir fuhren den Anker gehörig ein, beim zweiten Versuch hielt er. Die Nacht war nicht ganz so ruhig und erholsam, regelmäßig schaute jemand, ob noch alles okay ist – wenn auch nicht unbedingt so geplant (die Unruhe brachte uns dazu). Im Laufe der Nacht hat der Wind aber wie angesagt auf Ost gedreht und damit lagen wir an der Westküste von Langeland gut geschützt.

Sonnenuntergang vor Anker.

Heute nun sind wir wieder mit ordentlich Speed zum Svendborg-Sund gefahren. Im Sund selbst hatten wir nur noch das Vorsegel gesetzt und kamen gegen die kräftige Strömung kaum voran. Jetzt liegen wir hier im Hafen und sind fest entschlossen, uns morgen wieder eine ruhige Ankerbucht zu suchen. Doch erst einmal wollen wir einen Abstecher auf die Insel Skarö machen und dort das berühmte Eis probieren…

Nettes Treffen in Bogense – Crew-Wechsel in Odense

Es ist Freitag und ich sitze im Café in Odense. Hier sind mir die heftigen Böen und die Schauer egal, die draußen toben. Peter macht mit Steffi und Andreas das Boot hübsch für die nächste Crew – einen Tag früher als geplant. Warum das?

Eigentlich wollte ich von Samsö aus in drei Tagen mehr oder weniger auf dem direkten Weg gen Süd nach Nyborg an der Ostküste Fünens fahren, wo der Crew-Wechsel ursprünglich stattfinden sollte. Dann kamen drei Dinge zusammen: 1. Die Chance, in Bogense Andreas und Annette zu treffen – alte Freunde aus Münsteraner Zeiten, die wir wirklich sehr selten sehen und die zur Zeit mit ihrer kleinen Sailart 20 namens Equinox ebenfalls auf der Ostsee unterwegs sind. 2. Wind aus südlichen Richtungen und 3. die Vorhersage von Regen und Starkwind bis Windstärke 7 für heute. Zunächst fiel mir als Lösung nur ein, Mittwoch und Donnerstag zwei lange Schläge zu machen und direkt nach Nyborg zu fahren, um den Starkwind dort abzuwettern. Aber dann hätten wir Andreas und Annette nicht treffen können. Dann kam Peter auf die Idee, den Crew-Wechsel nach Odense zu verlegen, der Hauptstadt Fünens.

Der alte Stadthafen, in dem wir nun liegen, ist nur über einen 10 Seemeilen langen Kanal zu erreichen. Das schreckt viele Segler ab und so sind wir hier ziemlich alleine. Dabei war die Fahrt ins Inselinnere durchaus spannend. Zunächst mussten wir durch den Odense-Fjord. Dabei galt es einem gewundenen Fahrwasser zu folgen, denn im Großen und Ganzen ist der Fjord recht flach. Tonnen und zahlreiche Richtmarken wiesen den Weg und es galt, scharf Ausschau zu halten und exakt zu steuern. Peter fand das toll… 🙂

Schon vor der Einfahrt in den Fjord war es spannend, denn außer uns wollten noch zwei große Frachter rein. Einer wurde zum Warten verdammt, der andere wurde von einem Schlepper abgeholt, der sich ans Heck des Frachters setzte, um ihm bei den Drehungen in den scharfen Kurven zu helfen. Sehr beeindruckend! Zum Glück ist uns im Kanal selbst dann kein Frachtschiff mehr begegnet, denn seit der neue Terminal am Beginn des Fjords gebaut wurde fahren kaum noch große Schiffe bis Odense rein. Im alten Industriehafen finden sich statt dessen einige Gastliegeplätze für Segelyachten und ein cooles Hafenbad, das kostenfrei genutzt werden kann. Peter und Andreas nutzten das heute früh um 6 direkt, um mit zig Odenseranern ihre Bahnen zu ziehen und anschließend in der Sauna zu schwitzen.

So machte also die riesige Straßenbrücke kurz vor dem alten Hafen nur für uns und eine weitere Segelyacht auf, die ebenfalls Schutz im Inselinneren suchte.

Insgesamt waren es gestern 31 Seemeilen von Bogense bis Odense. Am Aebelö-Riff sichteten wir wieder Schweiswale, wie schon am Vortag auf dem Weg von der Insel Samsö nach Bogense. Dieses Mal war es sogar eine Mutter mit ihrem Kalb. Eine tolle Begegnung! Leider ist es mir auch dieses Mal nicht gelungen, Bilder zu machen, obwohl Mutter und Kind echt nah am Schiff waren und auch einen etwas längeren Moment mit uns geschwommen sind.

Am Morgen hatten wir uns von Andreas und Annette verabschiedet, die mit ihrem kleinen, aber sehr agilen Schiffchen wieder in den geschützteren Kleinen Belt fahren wollten. Den Mittwochabend haben wir gemeinsam an Bord der Himmelblau verbracht bei sehr leckerem Essen, das Peter und Andreas gezaubert hatten. Ein schöner Abend, den ich nicht missen möchte. Der kleine Umweg hat sich auf jeden Fall gelohnt. Der Hafen von Bogense allein ist unspektakulär und hätte ihn nicht gelohnt. Immerhin: er ist riesig und es war kein Problem, einen Platz zu finden.

Das war in den Vortagen anders: Auf der Insel Sejerö, wo wir am am Sonntag von Odden auf Seeland aus hingefahren waren, lagen wir noch einsam längsseits – am einzigen Steg ohne Strom und Wasser. Auf Samsö, wo wir Montag ankamen und am Dienstag einen Inseltag eingelegt haben, lagen wir wie schon auf Ven im Päckchen. Die Ablegemanöver auf Samsö (zweimal, weil jeden Tag die Päckchen umsortiert werden) waren turbulent, zum Teil auch anspruchsvoll und in dem Hafen ging es recht trubelig zu.

Für alle, die spätestens jetzt den Überblick verloren haben, hier noch einmal der Verlauf der Reise seit dem letzten Blogbeitrag: Von Gilleleje fuhren wir nach Hundestedt, dann nach Odden, dem letzten Hafen vor dem Sjaellands Rev. Das Riff durchfuhren wir dann am Sonntag bei Regen unter Motor, um dann Kurs auf die Insel Sejerö zu nehmen. Von Sejerö ging es am Montag nach Samsö, dann Bogense und nun Odense. Alles Klar?

Die Route seit dem letzten Blogbeitrag.

Sowohl Sejerö als auch Samsö haben wir per Leihfahrrad erkundet. In Odden beschränkte sich die Besichtigung auf einen Spaziergang zum Supermarkt. Auf dem Rückweg half Peter dann einem ziemlich erschöpft wirkenden und schon etwas betanktem Engländer, eine Kiste Bier hinunter in den Hafen zu tragen und wurde am Ende mit einer Flasche aus der Kiste belohnt.

Inzwischen ist es kurz nach Mittag. Ich bin wieder an Bord. Gerade sind Steffi und Andreas mit dem Zug aufgebrochen. Sie nutzen die Verkürzung ihrer Etappe, um auf dem Rückweg Freunde in Kappeln zu besuchen. Sie fanden die Reise spannend, Andreas hatte viel Spaß am Steuern, noch einmal würden sie aber wohl nicht an Bord eines Segelbootes gehen. Steffi fühlt sich auf dem Wasser nicht so wohl, Andreas fehlt die Bewegung. Er geht lieber wandern oder radfahren. Trotzdem hatten wir eine tolle Zeit. Ich für meinen Teil habe gefühlt bisher in keinem Teil der Reise so viel Aktivitäten unternommen. Stets ging es gleich nach dem Anlegen los: Ort erkunden, Rad fahren, Spazieren gehen… Ich bin gespannt, wie das mit Jana, Franzi und Max wird, die morgen an Bord kommen. Ich freu mich schon riesig auf sie. Schade nur, dass Peter dann von Bord geht. Er bringt für uns das Auto in unseren Zielhafen Heiligenhafen und tritt dann die Heimreise an.

Angekommen in der Hochsaison

Es ist Donnerstagabend und wir liegen im Hafen von Gilleleje an der Nordküste der großen dänischen Insel Seeland, auf der auch Kopenhagen liegt. Auch Gilleleje ist voll. Wir haben nahezu alle Boxengassen abgeklappert und am Ende einen inoffiziellen Platz belegt, der einiges an Balance-Geschick verlangt, will man das Schiff verlassen. Aber mit einer Leine als Hilfe klappt das bei mir ganz gut, die vielen Tage Gleichgewichtstraining an Bord machen sich positiv bemerkbar.

Am Sonntagabend waren Andreas und Steffi an Bord gekommen. Am Montag haben wir uns Zeit genommen, um gemeinsam mit ihnen Kopenhagen zu erkunden – natürlich mit dem Fahrrad.

Am Dienstag starten wir dann sehr früh: um 6:30 Uhr. Der Grund: Um 7 Uhr schließt die Brücke vor unserem Hafen und öffnet dann erst wieder um 10 Uhr. Wir wollen aber früh an unserem Ziel sein, denn auf der Insel Ven wollten wir das Tycho-Brahe-Museum besuchen. Brahe war ein berühmter Astronom, zu dessen Schülern Johannes Keppler gehörte.

Die neue Crew: Peter, Silke, Andreas und Steffi.

Leider wehte in den ersten Stunden kein Wind, so dass wir motoren mussten. Am Nachmittag hatte das Wetter jedoch ein Einsehen und bescherte uns wenigstens einen Hauch, damit wir segeln und einige Manöver üben konnten. Ziemlich früh kamen wir dann im Hafen an und mussten doch ins Päckchen. Bis zum Abend machten noch drei!! weitere Schiffe an diesem Päcken fest, an anderen Stellen lagen sogar sechs Boote nebeneinander. Der Hafen war pickepacke voll.

Der Mittwoch brachte dann für die Segelneulinge Andreas und Steffi eine ganze Reihe aufregende neue Erfahrungen mit sich. Geplant hatte ich eigentlich, 20 Seemeilen von Ven nach Gilleleje zu fahren, von wo aus es dann auf die Insel Anholt weit draußen im Kattegat gehen sollte. 20 Seemeilen waren bei dem angesagten Wind schon ambitioniert, denn es ging gegenan. Doch dann blies der Wind viel stärker als angesagt. Hinzu kam, dass das junge Paar, das mit seinem Folkeboot ganz außen im Päckchen lag, nicht aufzufinden war, als wir ablegen wollten. Irgendwer sagte dann, sie seien einkaufen – im 2 Kilometer entfernten Kaufladen! Also warten. Als sie gegen 10 endlich kamen und wir ablegen konnten, klappte das zunächst nicht, denn wir konnten am viel kleineren Nachbarboot – einem älteren Motorboot – nicht in eine Leine eindampfen, um den Bug durch den Wind zu bekommen, der uns auf die Mole bzw. das Nachbarboot drückte. Zum Glück war hinter uns ein Platz an der Mole frei geworden, auf den uns der Wind direkt nach dem Ablegen vom Motorboot trieb. Hier konnten wir dann mit dem klassischen Manöver ablegen.

Draussen im Öresund erwartete uns ein frischer Wind, wir starteten im ersten Reff. Je näher wir an das Nadelöhr zwischen Helsingör und Helsingborg kamen, desto mehr frischte der Wind auf. Also 2. Reff. Andreas hatte Spass, Steffi machte die große Schräglage sehr zu schaffen. Das und die Tatsache, dass wir zwischen Helsingör und Helsingborg kaum voran kamen und ewig brauchten, um die Fährlinie zu passieren, bewog mich dazu, den Schlag in Helsingör zu beenden. Zunächst gab es hier und da lange Gesichter (Peter und Andreas ;-)). Als wir dann aber schließlich im Hafen waren, berichtete Andreas, dass es ihm in der letzten Viertelstunde sehr übel geworden war. Und auch Peter war schließlich froh, im vergleichsweise ruhigen Hafen zu liegen.

Andreas am Ruder.

Dort fanden wir dann auch tatsächlich schnell eine für uns passende Box. Dummerweise stellte sich jedoch als wir schon drin lagen heraus, dass die Box nur bis 18 Uhr am gleichen Abend frei war. Also war umlegen angesagt. Und das bei 5, in Böen sogar 6 Windstärken. Das gingen wir sehr planmäßig an. Bei einem guten Mittagssnack besprachen wir das neue Anlegemanöver. Das erste Mal war ich mit großer Geschwindigkeit vorwärts in die Box gefahren, dieses Mal wollten wir rückwärts anlegen. Dazu fuhren wir zuerst gegen den Wind an den luvwärtigen Pfahl der Box, legen dann eine Vor- und eine Achterleine um den Pfahl und drehten uns dann rückwärts in die Box hinein. Hat eigentlich ganz gut geklappt. Sehr kontrolliert. Am Ende brauchten wir noch eine zweite Heckleine am leewärtigen Pfahl, um uns gerade auszurichten, aber es hat funktioniert.

Welche Aufregung für die Neulinge gleich am 2. Tag: viel Wind, ordentlich Schräglage, ein Reff-Manöver und dann noch jeweils zwei spannende An- und Ableger! Heute dagegen ging es zunächst sehr gemächlich zu. Zu Beginn mussten wir sogar 4 Seemeilen motoren. Aber dann gab es doch noch einen schönen Segelwind und Andreas hatte viel Spaß am Ruder bei fünf bis sechs Knoten Speed.

Angesichts des unpassenden Windes in den nächsten Tagen und der zur Hälfte unerfahrenen Crew haben ich mich von dem Plan verabschiedet, den großen Schlag nach Anholt zu machen. Wir fahren jetzt an der Nordküste Seelands weiter Richtung Westen. Morgen geht es zunächst 20 Seemeilen nach Hundested. Der Wind wird laut Vorhersage ähnlich wie heute sein und aus nördlichen Richtungen kommen. Gar nicht mal sooo schlecht.

Wir sind gespannt, ob es ab jetzt so voll bleibt. Ich gehe davon aus, denn nun ist in Dänemark, Schweden und Deutschland Ferienzeit…

1000 Seemeilen im Kielwasser

Im Moment wechseln die Crews im Wochentakt. Da bleibt nicht viel Zeit zum Schreiben von Blogbeiträgen. Aber gestern habe ich die 1000. Seemeile im Kielwasser der Himmelblau gelassen und das schreit doch förmlich nach einem neuen Beitrag. 😉

Gruppenbild mit Franz und Flo auf Hanö.

Vergangenen Donnerstag ging es mit Franz und Flo nach Hanö. Auch diese Insel präsentierte sich beim 2. Besuch so ganz anders als fast sechst Wochen zuvor: Die zahlreichen Glockenblumen waren verblüht, der Hafen pickepacke voll und bei viel Wind wenig romantisch. Es hat echt geblasen! Auch auf dem Weg hatten wir wieder einmal ordertlich Wind und hätten im Hafen dann gerne unsere Ruhe gehabt, aber das sollte nicht sein…

Anlegemanöver bei solch einem Wind sind echt herausfordernd. Wir selbst haben den letzten Anliegeplatz am Steg ergattert, mussten aber den Heckanker schmeissen, weil es hier keine Mooring mehr gab. Eine meiner extra an Bord der Himmelblau mitgebrachten 30-Meter-Leinen sicherte uns zum seitlichen Steg hin ab. Gut, dass wir die haben. Ohne hätten wir so manches Mal ein Problem. Bei einem anderen Schiff haben wir dann gesehen, wie beim Versuch, an einer anderen Yacht längsseits zu gehen, jemand über Bord gegangen ist. Er wollte am Bug übersteigen. Keine gute Idee! Man sollte immer an der breitesten Stelle des Schiffes übersteigen, und das auch nur, wenn es gefahrlos möglich ist. Sonst muss der Steuermann halt seine Ansteuerung wiederholen.

Eine kleine Wanderung über die Insel brachte uns etwas Ruhe vom pausenlos pfeiffenden Wind.

Zum Glück hatte sich der Wind am Freitag beruhigt. Leider aber so stark, dass wir einen Großteil des Weges von Hanö nach Simrishamn motoren mussten. Umso mehr freuten wir uns dann aber am Abend, als doch noch mal Wind aufkam. Vor allem Flo genoss die letzten Segelstunden auf der Himmelblau in vollen Zügen. Am Samstag stand für Flo und Franz die Rückreise an und die Himmelblau bekam eine neue Crew.

Franz und Flo reisen nach einer beziehungsweise zwei intensiven Segelwochen ab.

Peter kommt an Bord 🙂

Die neue Crew besteht aus Peter, seinem Bruder Frank und dessen Frau Claudia. Frank und Claudia waren noch nie an Bord einer Segelyacht.

Juhu, Peter ist da! Hier sitzen wir in einem sehr netten Lokal im alten Handelshof von Ystad.

Die Neulinge haben Glück: der Wind am ersten Tag ist ideal zum Segeln, nicht zu viel, nicht zu wenig und aus östlichen Richtungen. Und so meistern wir die 20 Seemeilen von Simrishamn nach Kaseberga ohne große Manöver und in annehmbarer Zeit. Gut zum Eingrooven…

Kaseberga wollte ich unbedingt Peter zeigen. Leider haben auch wir, wie schon Julia, Franzi und ich auf dem Hinweg, kein Glück: Zum Sonnenuntergang zieht eine dichte Wolkendecke auf. Umso schöner war allerdings später der Mondaufgang über dem kleinen Hafen.

Am Montag ging es von Kaseberga nach Ystad. Eigentlich nur ein sehr kurzer Schlag von rund 8 Seemeilen. aber es war ab Mittag Regen angesagt und der Wind sollte drehen und weniger werden. Also fuhren wir früh los: Acht Uhr war ablegen angesagt. Gegen Mittag waren wir in Ystadt, gerade rechtzeitig, bevor es richtig zu regnen anfing. Gutes Timing!

Nach den guten Erfahrungen mit dem frühen Start nahmen wir uns auch für Dienstag die Ablegezeit 8 Uhr vor. Geplant waren etwa 20 Seemeilen nach Gislövs Läge, allerdings hatte der Wind tatsächlich auf westliche Richtungen gedreht und es ging gegenan. Allerdings nur die ersten Stunden, dann kam der Wind wieder etwas mehr von hinten, was bei Claudia leider keinen guten Effekt hatte: Raumschotkurs ist Kotzkurs. Insgesamt hat es Claudia und Frank aber trotzdem viel Spaß gemacht, am Steuerrad kamen sie auf Anhieb ziemlich gut zurecht.

Das gilt besonders auch für den Mittwoch, an dem wir von Gislövs Läge bei Trelleborg zum Falsterbo-Kanal gesegelt sind. Die Wetteransage hatte etwas mehr Wind als an den Vortagen versprochen und der Kurs ging gegenan. Es war also mit ordertlich Schräglage und etwas mehr Wellen als an den Vortagen zu rechnen, weshalb ich Claudia und Frank auch empfohlen habe, ein Mittel gegen Seekrankheit einzunehmen. Beide stimmten zu. Frank hat das problemlos weggesteckt, Claudia wurde von dem Mittel sehr müde und lätschig – aber keinem von Beiden wurde schlecht. Frank hatte richtig Spaß am steuern des Am-Wind-Kreuzkurses bei Windstärke 4, in Böen auch mal knapp 5. Nach der Fahrt durch den Falsterbo-Kanal machten wir in der Marina Höllviken auf der anderen Seite fest.

Heute nun ging es in rasanter Fahrt in den Cityhafen von Malmö – eine echt beeindruckende Marina, liegen wir doch mitten zwischen relativ neu gebauten Hochhäusern. Trotzdem hört man keinen Verkehr, die Atmosphäre ist nett.

Morgen verbringen wir den Tag in Malmö und am Samstag bringen wir Claudia und Frank dann nach Dragör bei Kopenhagen, wo sie ihr Auto abgestellt haben. Peter und ich fahren dann noch weiter in eine Marina in Kopenhagen. Dort erwarten wir am Sonntag Andreas und Steffi, ebenfalls Segelneulinge, die uns zwei Wochen begleiten werden. Wohin der Wind uns weht, werde ich dann berichten.

Es stimmt: Segeln ist Wassersport!

Über einen Mangel an Wind und damit Action können wir uns in dieser Woche wirklich nicht beklagen. Heute hat unsere Geschwindigkeitsanzeige mehrfach über 7 Knoten angezeigt. Da wir zu unserem Ziel nicht kreuzen mussten, waren wir ruckzuck da. Es ist die Insel Tjärö, auf der ich schon auf dem Hinweg Station gemacht habe und die so bezaubernd war, dass ich unbedingt noch einmal herkommen wollte. Und ich wollte das Restaurant besuchen, dass hier direkt am Anleger ist und eine tolle Aussicht bietet – und sehr gutes Essen, wie wir soeben festgestellt haben. 🙂

Heute war der Tag ganz angenehm: 9 Uhr los, 11 Uhr spannende Brückendurchfahrt, 15 Uhr am Ziel. Trotzdem war das Segeln anstrengend. Am Steuer muss man richtig arbeiten, um nicht ständig in die kurze, hackige Welle einzutauchen, was das Schiff gewaltig bremst. Wenn wir in einen Brecher klatschen kommt auch schon man ordentlich Wasser über – Segeln ist halt wirklich Wassersport!

Aber wir haben inzwischen Übung. Vor allem der Montag war ein heftiger Tag. Wir sind 25 Seemeilen von Kalmar nach Bergvara gefahren, und mussten kreuzen, da der Wind wie meistens aus südlichen Richtungen kam. Über 7 Stunden waren wir unterwegs. Die ganze Zeit über hatten wir Windstärke fünf oder sechs, waren mit zweifach gerefftem Groß und gereffter Fock unterwegs. Der Hafen Bergkvara, der zu einem Campingplatz gehört, war keine große Offenbarung.

Noch weniger gefallen hat uns der Hafen am Ende des nächsten Tages: Sandhamn. Im Hafen muffelt es unangenehm und der Anleger ist nicht sehr einladend. Einziger Pluspunkt: die wirklich nette Hafenkneipe mit einer netten Terasse und einem tollen Blick aufs Wasser.

Abendliches Bier in der netten Hafenkneipe von Sandhamn.

Nach Sandhamn hatten wir am Montag zwar nicht ganz so viel Wind wie am Vortag, wir brauchten aber trotzdem zwei Reffs und es ging wieder gegenan. Zudem forderte die Stecke von 34 Seemeilen ihren Tribut. Am Abend war klar: wir brauchen eine Pause. Also nahmen wir uns für Dienstag einen kurzen Schlag vor: durch die Schären nach Karlskrona. Einen großen Teil der Strecke mussten wir motoren. Gegen Mittag kamen wir an, kurz bevor es richtig zu regenen anfing. Gutes Timing! Den ganzen Nachmittag hatten wir Zeit, uns zu erholen, zu lesen, schlafen oder was auch immer. Am Abend dann noch ein kleiner Spaziergang und dann ab in die Koje, so dass wir heute Morgen erholt und voller Tatendrang starten konnten.

Morgen geht es weiter nach Hanö, der Insel, die ich ebenfalls schon auf dem Herweg angelaufen habe. Dazu gibt es auf dem Weg nach Simrishamn keine Alternative. Aber Hanö ist schön und ich habe kein Problem damit, auch dort ein zweites Mal festzumachen. Am Freitag geht es dann von Hanö 30 Seemeilen nach Simrishamn, wo Flo und Franz von Bord gehen werden. Für Franz war es dann wohl eine sehr intensive Segelwoche, auch wenn der für Freitag angekündigte Westwind sich tatsächlich einstellt und wir nicht kreuzen müssen. Wir werden sehen…

Franz beim Überholen eines schwedischen Seglers. Das Überholmanöver hatte vorher Flo über lange Zeit vorbereitet: langsam von hinten angepirscht und Höhe gewonnen, damit wir in Luv vorbeigehen können.

Auf Geschwindigkeitsrekord folgt Flautentag

Eigentlich wollte ich diesen Blogbeitrag schon am vergangenen Mittwoch schreiben, aber ich war zu platt. Im Moment falle ich Abends in der Regel totmüde in meine Koje – keine Ahnung, woran das liegt.

Mittwoch: Was für ein Tag! Wir fahren morgens in Oskarshamn los, es ist wenig bis gar kein Wind. Immer wieder nehmen wir den Motor zur Hilfe, um überhaupt voranzukommen. Zwischendurch ist der Wind weg, dann wieder da und so weiter. Bis etwa halb 12 Uhr. Dann ist er da und bleibt, und wird stärker und stärker… Am Ende sind es in den Böen 30 Knoten Wind, das entspricht Windstärke 7. Und es gibt zwischendurch heftige Brecher, in die die Himmelblau mit lautem Platschen eintaucht, so dass die Gischt aufwirbelt. Das hatte die Vorhersage so nicht angekündigt. Zwischendurch machen wir über 7 Knoten Speed, die theoretische Höchstgeschwindigkeit unseres Bootes beträgt 7,4 Knoten. Am Abend legen wir bei immer noch sehr viel Wind mit dem Heck zum Steg in Sandvik auf Öland an.

Ich bin froh, in diesem Starkwind eine sehr kompetente Crew an Bord zu haben. Flo steuert unerschrocken und mit sichtlichem Vergnügen, Ute öffnet regelmäßig die Großschot, wenn das Schiff droht, aus dem Ruder zu laufen, um sie dann anschließend wieder dichtzuholen, damit Fahrt im Schiff bleibt. Und auch Bernd bleibt cool und behält den Überblick. Am Ende fahren wir im 2. Reff und haben auch das Vorsegel etwas weggerollt. Das Reffen erledigen wir in Fahrt, die Fock bleibt stehen, die Großschot wird geöffnet, so dass das Großegel im Wind ausweht und heruntergelassen werden kann. Eine super Methode, denn das geht schnell und das Schiff liegt beim Reffen sehr viel ruhiger, als wenn wir in den Wind gefahren wären. Außerdem muss der Motor nicht gestartet werden. – Wieder etwas gelernt!

Leider kann ich nicht allzuviel helfen, denn ich habe mir am Montag, dem ersten Segeltag mit unserem neuen Crew-Mitglied Flo, die Hand verletzt. Sonntag waren wir wegen Starkwind in Västervik im Hafen geblieben. Ich habe die Stadt, die wir ja schon auf der Reise gen Norden besucht hatten, nochmals erkundet und völlig neue Einblicke bekommen. Liegt vielleicht auch am Wetter, denn abgesehen vom starken Wind scheinte die Sonne und die Stadt war sehr belebt. Das war vor zwei Wochen noch ganz anders…

Am Montag legten wir dann endlich auch mit Crew 3 mal an einer Schäre an. Wir hatten es vergangene Woche schon mehrfach in Erwägung gezogen, uns dann aber immer dagegen entschieden. Am Montag nur kam zum ersten Mal einer meiner eigens erworbenen Schärenhaken zum Einsatz. Wir waren gerade am Felsen fest, da schepperte es hinter uns heftig: ein deutscher Segler war auf einen Stein im Fahrwasser gefahren. Es hat ordentlich gerumst. Das hat uns beeindruckt und motiviert, in den nächsten Tagen auf dem Weg durch die Schären noch genauer hinzuschauen.

Kaum waren wir fest, begann es zu Regnen. Anschließend schien aber wieder die Sonne und so machten wir uns auf, die Schäre ein wenig zu erkunden. Nasse Felsen sind rutschig. Deswegen hatte ich in den nassen Tagen zuvor immer auf das Anlanden an einer Schäre verzichtet, denn das ist dann wirklich gefährlich. Hätte ich mal auf meine eigenen Mahnungen gehört. Leider bin ich auf der Schäre abgerutscht und sehr heftig auf mein linkes Handgelenk gefallen. Das war doch erst vor wenigen Monaten gebrochen!

Der Schmerz war heftig und ich habe mir echt Sorgen gemacht, dass ich die Reise nicht wie geplant fortsetzen kann. Ziel am Dienstag war daher Oskarshamn, denn da gibt es ein Krankenhaus. Der Wind war wirklich super. Angenehmes segeln ohne Welle mit um die 5 Knoten Speed, um 16 Uhr waren wir da. Ich bin sofort in die Notaufnahme, die Hand tat inzwischen deutlich weniger weh. Die Ärzte lobten sehr den stabilisierenden Verband, den mir Ute am Abend angelegt hatte. Und zum Glück ergab die Röntgenaufnahme, dass nichts gebrochen ist! „Sie können Ihren Urlaub fortsetzen, die Schmerzen werden in einigen Tagen verschwinden“, sagte die Ärztin zu mir und damit war die Sache für sie erledigt. Keine Schmerzmittelverordnung, keine Schiene zu Stabilisierung – nichts von Alldem, was bei uns in solchen Fällen gerne verordnet wird. Auch die Aufnahme und Behandlung liefen sehr unbürokratisch ab. Ich habe mir dann bei Intersport doch noch eine Bandage besorgt…

Heute ist Freitag. Die Hand ist fast wieder gut. Wir sind auf dem Weg nach Kalmar. Unter Segeln, wenn auch sehr langsam. Gestern wehte im Gegensatz zu heute nicht mal ein laues Lüftchen. Wir sind also von Sandvik nach Borgholm motort und haben dort eine ausführliche Schlossbesichtigung unternommen. Bei strahlendem Sonnenschein. Der hält sich bisher auch heute.

Endlich mal Schönwettersegeln…

Heute Abend werde ich dann in Kalmar das Bergfest meiner Reise feiern: 6 Wochen bin ich nun schon unterwegs, weitere 6 liegen noch vor mir. Lngweilig wurde es bisher nie, auch dank der Crewwechsel. In Kalmar gehen Bernd und Ute von Bord, Franz wird die Crew verstärken. Und in einer Woche kommt dann, wenn alles klappt, in Simrishamn endlich auch Peter an Bord. Ich freu mich schon riesig…

Aufregende Begegnungen im engen Schären-Fahrwasser

Nicht nur was das Segeln angeht, unterscheidet sich die Reise südwärts deutlich von den ersten Wochen meines Törns. Auch das Wetter hat sich verändert. Es gibt mehr Wind, mehr Regen, mehr Kälte. Der Wind ist sehr böig. Heute, am Sonntag, dem 7. Juli, erreichen die Böen selbst im Hafen von Västervik, der von der offenen Ostsee ein gutes Stück entfernt ist, schon Windstärke 7. Wir wettern das im Hafen ab. Schade für Flo, der gestern zu uns gestoßen und natürlich heiß aufs Segeln ist. Während ich hier sitze und schreibe pfeift und jault der Wind im Rigg.

Auch gestern und davor am Freitag war es schon recht windig mit starken Böen. Wir hatten am Freitag nach einem sehr durchwachsenen Tag Schutz in einer wunderschönen Bucht am Steg des Bullerby Batklubb gesucht, nur 8 Seemeilen vom Hafen Västervik entfernt.

Auf der Fahrt nach Västervik kam es dann gleich zweimal zu aufregenden Begegnungen im engen Fahrwasser. Beim ersten Mal blieb ein Segler beharrlich auf Kurs, obwohl er hätte ausweichen müssen. Bernd wies ihn mit einem lauten Pfiff zurecht und tatsächlich überlegte er es sich dann noch anders. Bei der zweiten Begegnung hätte so ein Pfiff nicht viel genützt. Just an einer Kurve kam uns ein Holzfrachter entgegen, der uns mit zweimaligem Hupen darauf aufmerksam machte, dass er seinen Kurs jetzt nach Backbord ändern wird. Da war dann für uns kaum noch Platz und zu allem Überfluss drückte und gerade in diesem Moment eine Böe heftig auf die Seite. Wir haben dann eine grüne Tonne auf der falschen Seite passiert. Die Untiefe daneben war zum Glück noch 2,70 Meter tief. Wir haben 1,95 Meter Tiefgang. Kein Problem also. Zum Frachter blieb auch ausreichend Platz, sehr aufregend war es trotzdem.

Am Freitag, auf dem Weg in die Bucht bei Mjödö, bin ich zum ersten Mal so lange ich zurückdenken kann so seekrank geworden, dass es zum Äußersten kam. Wir hatten uns aus den Schären raus auf das offene Wasser begeben, damit wir Platz zum Segeln haben. Die Wellen waren kurz und bremsten uns ordentlich aus. Dann kam Regen hinzu. Ein Gang unter Deck, um das Ölzeug anzuziehen, gab mir den Rest. Das hat mir gezeigt, dass man sich niemals sicher wähnen darf. Bernd steuerte uns dann sicher wieder in den Schutz der Schären. Allerdings war es auch dort noch sehr windig, denn der Wind hatte weiter aufgefrischt. Und es wurde unsichtig, denn wir fuhren in eine dicke schwarze Wolke.

Da war es schon wieder etwas heller….

Regenschauer sind eigentlich seit dem Crewwechsel in Södertälje unsere ständigen Begleiter. An meinem Geburtstag gab es den Geburtstagskaffee inklusive Muffin im Regen. Allerdings währte der Schauer nur kurz und auch an diesem Abend machten wir in einer wunderschönen Bucht fest. Dieses Mal in einem privaten Hafen auf der Insel Haskö.

Am Donnerstag machten wir dann nur einen kurzen Schlag hin zum kleinen Hafen Gryts Varv. Für den Nachmittag war viel Wind angesagt, daher wollten wir lieber in einem sicheren Hafen liegen. Was dann tatsächlich an Wind kam, war aber eigentlich nicht der Rede wert. Der Hafen besteht aus einer Werft und einem Hotel, in dem wir am Abend durchaus lecker gegessen haben. Leider hat der Y-Ausleger unserer Box beim Anlegen etwas am Bootsrumpf gekratzt. Hier müssen wir in nächster Zeit wohl mal etwas polieren, damit die Kratzer verschwinden.

Hier noch ein kleiner Eindruck von unserer Fahrt am Donnerstag. Wie immer kommt der tatsächliche Seegang im Film kaum rüber…

Ute steuert uns bei schneidemden Regen wieder in die Schären. Die Segel sind da schon geborgen.

Nun bin ich also wieder in Västervik, das in den vergangenen zwei Wochen eine kleine Verwandlung erlebt hat: Die Strassen sind voll und belebt, an der Hafenpromenade findet ein Festival statt, die Bässe wummern bis zum späten Abend, und in der Schlossruine gleich hier neben dem Hafen wurden riesige Zuschauertribünen aufgebaut. Ab morgen soll der Wind nachlassen. Wir sind gespannt und freuen uns schon, dann wieder aufs Wasser zu kommen. Bericht folgt… 🙂

Auf Am-Wind-Kursen rasant durch die Schären

Die Zeit der beschaulichen Raumschots-Kurse ist nun erst einmal vorbei. In den vergangenen drei Tagen ging es mit Bernd und Ute bei mitunter recht viel Wind auf Am-Wind-Kursen durch den Schären. Die beiden sind dafür genau die Richtigen, segeln sie doch gerne auch mal die ein oder andere Regatta. Trotzdem war mir gerade am ersten Tag so manches Mal etwas mulmig, weil hier in den Schären eben manchmal doch sehr wenig Platz ist und man sich ständig auf die Navigation konzentrieren muss. Wenn dann noch hinzu kommt,in der Böe die Großschot zu öffnen, kann das schon mal stressig werden – zumindest für mich. Der gemütliche Reisemodus der vergangenen zwei Wochen sah anders aus. Dietmar und Ursi fanden es zwischendurch ja sogar fast schon mal langweilig und konnten gar nicht genug Wind und Schräglage haben. Sie würden jetzt jauchzen vor Glück. 😉

Ute und Bernd am Beginn der Reise. Da fuhren wir noch unter Motor….

Inzwischen bin ich entspannter. Das mag zum einen daran liegen, dass ich mich an die Am-Wind-Segelei gewöhnt habe, zum anderen aber auch daran, dass Bernd und Ute den Regattamodus etwas abgestellt haben, weil sie doch auch großen Respekt vor den engen Durchfahrten und plötzlich auftauchenden Steinen haben.

Als passionierten Seglern ist Bernd und Ute natürlich auch sofort aufgefallen, dass in unserem Großsegel keine Segellatten drin sind. Das hatte Sophia auch schon bemerkt, aber auf raumen Kursen ist das nicht ganz so schlimm. Auf Am-Wind-Kursen dagegen helfen die Latten Höhe zu laufen. Für Bernd war klar: Er wird alles unternehmen, um welche aufzutreiben. Zum Glück gelang uns das schon im ersten Hafen der Rückreise: in Trosa. Den Hafen habe ich ja schon beschrieben, vergangene Woche war ich mit Crew 2 dort. Statt Sonne hatten wir dieses Mal jedoch ergiebigen Regen. Auch unterwegs wurden wir komplett durchnässt.

Am folgenden Tag scheinte aber wieder die Sonne und auf der Fahrt ins Naturschutzgebiet Stendörren hatten wir Spass mit ordentlich Wind. Wir brauchten das 2. Reff. In unserer Zielbucht war die SXK-Boje schon belegt, ebenso wie zahlreiche Schärenplätze. Also ließen wir den Anker fallen – zum ersten Mal in meinem Urlaub. Beim zweiten Versuch hielt er und wir fühlten uns sicher.

Es folgte ein Ausflug mit dem Schlauchi zum Festland, wo wir zu einem Aussichtsturm spazierten und einen mückenfreien – weil windigen – Grillplatz fürs Abendessen suchten. Übrigens diente als Antrieb fürs Schlauchi nicht unser Außenborder. Bernd hat so viel Gefallen am Rudern gefunden, dass er sogar mehrfach zum Boot zurückfuhr, um noch irgendwelche vergessenen Dinge zu holen. Zum Beispiel Butter und Salz für die Kartoffeln. Und am Abend nach dem Grillen unternahm er sogar noch einen kleinen Ruderausflug.

Blick vom Aussichtsturm über die Bucht.

Heute sind wir dann nach Nyköping gefahren. Eigentlich sollte hier am Samstag Flo zusteigen, aber den habe ich nun nach Västervik umgeplant. Für ihn kein Problem. Es gab zwei Gründe, warum ich nach Nyköping fahren wollte: zum einen soll die Stadt laut Törnführer sehr nett sein, zum anderen gibt es hier einen Fachhändler für Gasgeräte und Flaschen. Schon vor einer Woche ist unsere erste Gasflasche zur Neige gegangen und bisher war kein Ersatz zu bekommen. Campingaz ist hier an der schwedischen Ostküste nicht verbreitet. Tatsächlich hat der nette Typ in dem Laden Gasol Macken die Flasche ohne mit der Wimper zu zucken gefüllt. 🙂 Nun wollen wir morgen noch die angebrochene Flasche hinbringen und ebenfalls füllen lassen. Dann sind wir auf der sicheren Seite. Danke an Bernd, der den Laden bei seinen Recherchen ausfindig gemacht hatte.

Was gibt es zu Nyköping zu sagen? 1. Das Anlegemanöver im Stadthafen hat es in sich, denn der liegt an einem Fluss und der hat ordentlich Strömung. Eine neue Erfahrung… 2. Die Stadt ist lange nicht so schön, wie erwartet. Allerdings gibt es einige nette Ecken, vor allem an besagtem Fluss. Seht selbst:

Und hier noch ein paar Eindrücke vom Segeltag:

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