Eigentlich wollte ich diesen Blogbeitrag schon am vergangenen Mittwoch schreiben, aber ich war zu platt. Im Moment falle ich Abends in der Regel totmüde in meine Koje – keine Ahnung, woran das liegt.

Mittwoch: Was für ein Tag! Wir fahren morgens in Oskarshamn los, es ist wenig bis gar kein Wind. Immer wieder nehmen wir den Motor zur Hilfe, um überhaupt voranzukommen. Zwischendurch ist der Wind weg, dann wieder da und so weiter. Bis etwa halb 12 Uhr. Dann ist er da und bleibt, und wird stärker und stärker… Am Ende sind es in den Böen 30 Knoten Wind, das entspricht Windstärke 7. Und es gibt zwischendurch heftige Brecher, in die die Himmelblau mit lautem Platschen eintaucht, so dass die Gischt aufwirbelt. Das hatte die Vorhersage so nicht angekündigt. Zwischendurch machen wir über 7 Knoten Speed, die theoretische Höchstgeschwindigkeit unseres Bootes beträgt 7,4 Knoten. Am Abend legen wir bei immer noch sehr viel Wind mit dem Heck zum Steg in Sandvik auf Öland an.

Ich bin froh, in diesem Starkwind eine sehr kompetente Crew an Bord zu haben. Flo steuert unerschrocken und mit sichtlichem Vergnügen, Ute öffnet regelmäßig die Großschot, wenn das Schiff droht, aus dem Ruder zu laufen, um sie dann anschließend wieder dichtzuholen, damit Fahrt im Schiff bleibt. Und auch Bernd bleibt cool und behält den Überblick. Am Ende fahren wir im 2. Reff und haben auch das Vorsegel etwas weggerollt. Das Reffen erledigen wir in Fahrt, die Fock bleibt stehen, die Großschot wird geöffnet, so dass das Großegel im Wind ausweht und heruntergelassen werden kann. Eine super Methode, denn das geht schnell und das Schiff liegt beim Reffen sehr viel ruhiger, als wenn wir in den Wind gefahren wären. Außerdem muss der Motor nicht gestartet werden. – Wieder etwas gelernt!

Leider kann ich nicht allzuviel helfen, denn ich habe mir am Montag, dem ersten Segeltag mit unserem neuen Crew-Mitglied Flo, die Hand verletzt. Sonntag waren wir wegen Starkwind in Västervik im Hafen geblieben. Ich habe die Stadt, die wir ja schon auf der Reise gen Norden besucht hatten, nochmals erkundet und völlig neue Einblicke bekommen. Liegt vielleicht auch am Wetter, denn abgesehen vom starken Wind scheinte die Sonne und die Stadt war sehr belebt. Das war vor zwei Wochen noch ganz anders…

Am Montag legten wir dann endlich auch mit Crew 3 mal an einer Schäre an. Wir hatten es vergangene Woche schon mehrfach in Erwägung gezogen, uns dann aber immer dagegen entschieden. Am Montag nur kam zum ersten Mal einer meiner eigens erworbenen Schärenhaken zum Einsatz. Wir waren gerade am Felsen fest, da schepperte es hinter uns heftig: ein deutscher Segler war auf einen Stein im Fahrwasser gefahren. Es hat ordentlich gerumst. Das hat uns beeindruckt und motiviert, in den nächsten Tagen auf dem Weg durch die Schären noch genauer hinzuschauen.

Kaum waren wir fest, begann es zu Regnen. Anschließend schien aber wieder die Sonne und so machten wir uns auf, die Schäre ein wenig zu erkunden. Nasse Felsen sind rutschig. Deswegen hatte ich in den nassen Tagen zuvor immer auf das Anlanden an einer Schäre verzichtet, denn das ist dann wirklich gefährlich. Hätte ich mal auf meine eigenen Mahnungen gehört. Leider bin ich auf der Schäre abgerutscht und sehr heftig auf mein linkes Handgelenk gefallen. Das war doch erst vor wenigen Monaten gebrochen!

Der Schmerz war heftig und ich habe mir echt Sorgen gemacht, dass ich die Reise nicht wie geplant fortsetzen kann. Ziel am Dienstag war daher Oskarshamn, denn da gibt es ein Krankenhaus. Der Wind war wirklich super. Angenehmes segeln ohne Welle mit um die 5 Knoten Speed, um 16 Uhr waren wir da. Ich bin sofort in die Notaufnahme, die Hand tat inzwischen deutlich weniger weh. Die Ärzte lobten sehr den stabilisierenden Verband, den mir Ute am Abend angelegt hatte. Und zum Glück ergab die Röntgenaufnahme, dass nichts gebrochen ist! „Sie können Ihren Urlaub fortsetzen, die Schmerzen werden in einigen Tagen verschwinden“, sagte die Ärztin zu mir und damit war die Sache für sie erledigt. Keine Schmerzmittelverordnung, keine Schiene zu Stabilisierung – nichts von Alldem, was bei uns in solchen Fällen gerne verordnet wird. Auch die Aufnahme und Behandlung liefen sehr unbürokratisch ab. Ich habe mir dann bei Intersport doch noch eine Bandage besorgt…

Heute ist Freitag. Die Hand ist fast wieder gut. Wir sind auf dem Weg nach Kalmar. Unter Segeln, wenn auch sehr langsam. Gestern wehte im Gegensatz zu heute nicht mal ein laues Lüftchen. Wir sind also von Sandvik nach Borgholm motort und haben dort eine ausführliche Schlossbesichtigung unternommen. Bei strahlendem Sonnenschein. Der hält sich bisher auch heute.

Endlich mal Schönwettersegeln…

Heute Abend werde ich dann in Kalmar das Bergfest meiner Reise feiern: 6 Wochen bin ich nun schon unterwegs, weitere 6 liegen noch vor mir. Lngweilig wurde es bisher nie, auch dank der Crewwechsel. In Kalmar gehen Bernd und Ute von Bord, Franz wird die Crew verstärken. Und in einer Woche kommt dann, wenn alles klappt, in Simrishamn endlich auch Peter an Bord. Ich freu mich schon riesig…