47 Seemeilen haben wir am Sonntag zurückgelegt, 12 Stunden waren wir auf dem Wasser, davon 10 in Fahrt. Zwei Stunden haben wir im Odense Fjord an einer Boje verbracht, um auf eine Phase mit weniger Wind zu warten, bevor wir uns auf das Kattegatt hinauswagen. Wirklich weniger geworden war es aber nicht, als wir uns dann zwei sehr schaukelige Stunden später entschlossen, hinauszufahren. Aber wir alle hatten das Gefühl, dass wir an der Boje nicht wirklich sicher liegen.
Auf dem Weg hinaus aufs offene Wasser begegneten wir noch im Fjord einem Schweinswal mit Kalb – das war eindeutig die schnellste Schweinswal-Sichtung aller Crews. Doch das und das Geschaukel an der Boje waren längst nicht die ersten denkwürdigen Ereignisse des Tages. Das nämlich ereignete sich schon wenige Minuten nach dem Start, als wir an der Odins-Brücke im Odense-Kanal Zeuge wurden, wie ein Autofahrer einfach so durch die geschlossene Schranke an der Brücke fuhr. Zack! Und er fuhr mutterseelenallein über die Brücke, die kurz vor der Öffnung für uns und ein weiteres Segelboot war. Da hat er wohl Glück gehabt, dass die Brücke noch nicht angefangen hatte, sich zur Seite zu drehen, denn in dem Fall wäre er im hohen Bogen im Wasser gelandet…






Eigentlich war der Plan, gegen den Westwind zu kreuzen und wieder an Aebelö vorbei Richtung Bogense zu fahren, um dann von Norden in den Kleinen Belt zu kommen. Doch der Wind ist zu stark und die Wellen gewaltig – für mich mit etwa 1,5 Metern die bisher höchsten. Immer wieder schlägt Gischt über das Boot. Also entscheide ich, doch lieber mit dem Wind zu arbeiten als gegen ihn: wir nehmen Kurs auf die Nordostspitze von Fünen und umrunden sie mit dem Ziel Kerteminde. Es ist ein heißer Ritt, wir brechen den bisherigen Geschwindigkeitsrekord: Im Tracking von Navionics sind als Höchstgeschwindigkeit 8,8 Knoten eingetragen – auf Halbwindkurs, das Groß im 2. Reff, das Vorsegel ungerefft. Da sage noch mal einer, so eine Bavaria sei kein schneller Segler…

Angesichts der rasenden Geschwindigkeit entscheiden wir, nicht nach Kerteminde abzubiegen, sondern direkt Kurs auf Nyborg zu nehmen. Natürlich wird das einer langer Tag, aber wir wollen die Gunst des Windes nutzen…
Vor Nyborg gilt es dann noch, die Brücke über den Großen Belt zwischen Fünen und Seeland zu durchfahren. Natürlich unter Segeln. Die Brücke hat Bögen, Sportschiffe mit Mast sollten die Mitte der geplanten Durchfahrt treffen. Die Brücke ist 18 Meter hoch, unser Mast 15. Obwohl ich es besser hätte wissen müssen, war ich kurz vor der Durchfahrt fast schon überzeugt, das es nicht passt. Ich bin 1000 Tode gestorben… 😉




So viel Aufregung an einem Tag, da konnte der nächste Tag ja fast schon nur langweilig werden. Aber weit gefehlt: Zwar fuhren wir bei wenig Wind in beschaulichem Tempo von Nyborg rüber zur Insel Langeland, aber schon nach wenigen Seemeilen sichteten wir eine Robbe, die vorwitzig ihren Kopf aus dem Wasser steckte. Und als wir dann am Ziel Lohals angekommen waren setzte mir meine Crew den Floh ins Ohr, nicht in den Hafen zu fahren, sondern davor zu ankern. Gesagt, getan. Bisschen aufgeregt war ich schon, denn ankern im Großen Belt ist doch etwas anderes als in einer geschützten Bucht in den Schären. Wir fuhren den Anker gehörig ein, beim zweiten Versuch hielt er. Die Nacht war nicht ganz so ruhig und erholsam, regelmäßig schaute jemand, ob noch alles okay ist – wenn auch nicht unbedingt so geplant (die Unruhe brachte uns dazu). Im Laufe der Nacht hat der Wind aber wie angesagt auf Ost gedreht und damit lagen wir an der Westküste von Langeland gut geschützt.

Heute nun sind wir wieder mit ordentlich Speed zum Svendborg-Sund gefahren. Im Sund selbst hatten wir nur noch das Vorsegel gesetzt und kamen gegen die kräftige Strömung kaum voran. Jetzt liegen wir hier im Hafen und sind fest entschlossen, uns morgen wieder eine ruhige Ankerbucht zu suchen. Doch erst einmal wollen wir einen Abstecher auf die Insel Skarö machen und dort das berühmte Eis probieren…






Gisela
Abenteuer pur!!! bin ganz fertig vom Lesen !!! viel Glück weiterhin !!!
Pia
Hört sich nach ordentlich Action an. Bleibt vorsichtig 🙂
Rudolf Schnitker
Toller Törn und tolle Beschreibung! Macht Lust auf segeln! Weiterhin gute Fahrt! Vg. Rudolf
Sophia Bavastro
Klingt toll! und immer werdet ihr von der Sonne begleitet!