Drei Monate mit Freunden und Familie unterwegs

Nettes Treffen in Bogense – Crew-Wechsel in Odense

Es ist Freitag und ich sitze im Café in Odense. Hier sind mir die heftigen Böen und die Schauer egal, die draußen toben. Peter macht mit Steffi und Andreas das Boot hübsch für die nächste Crew – einen Tag früher als geplant. Warum das?

Eigentlich wollte ich von Samsö aus in drei Tagen mehr oder weniger auf dem direkten Weg gen Süd nach Nyborg an der Ostküste Fünens fahren, wo der Crew-Wechsel ursprünglich stattfinden sollte. Dann kamen drei Dinge zusammen: 1. Die Chance, in Bogense Andreas und Annette zu treffen – alte Freunde aus Münsteraner Zeiten, die wir wirklich sehr selten sehen und die zur Zeit mit ihrer kleinen Sailart 20 namens Equinox ebenfalls auf der Ostsee unterwegs sind. 2. Wind aus südlichen Richtungen und 3. die Vorhersage von Regen und Starkwind bis Windstärke 7 für heute. Zunächst fiel mir als Lösung nur ein, Mittwoch und Donnerstag zwei lange Schläge zu machen und direkt nach Nyborg zu fahren, um den Starkwind dort abzuwettern. Aber dann hätten wir Andreas und Annette nicht treffen können. Dann kam Peter auf die Idee, den Crew-Wechsel nach Odense zu verlegen, der Hauptstadt Fünens.

Der alte Stadthafen, in dem wir nun liegen, ist nur über einen 10 Seemeilen langen Kanal zu erreichen. Das schreckt viele Segler ab und so sind wir hier ziemlich alleine. Dabei war die Fahrt ins Inselinnere durchaus spannend. Zunächst mussten wir durch den Odense-Fjord. Dabei galt es einem gewundenen Fahrwasser zu folgen, denn im Großen und Ganzen ist der Fjord recht flach. Tonnen und zahlreiche Richtmarken wiesen den Weg und es galt, scharf Ausschau zu halten und exakt zu steuern. Peter fand das toll… 🙂

Schon vor der Einfahrt in den Fjord war es spannend, denn außer uns wollten noch zwei große Frachter rein. Einer wurde zum Warten verdammt, der andere wurde von einem Schlepper abgeholt, der sich ans Heck des Frachters setzte, um ihm bei den Drehungen in den scharfen Kurven zu helfen. Sehr beeindruckend! Zum Glück ist uns im Kanal selbst dann kein Frachtschiff mehr begegnet, denn seit der neue Terminal am Beginn des Fjords gebaut wurde fahren kaum noch große Schiffe bis Odense rein. Im alten Industriehafen finden sich statt dessen einige Gastliegeplätze für Segelyachten und ein cooles Hafenbad, das kostenfrei genutzt werden kann. Peter und Andreas nutzten das heute früh um 6 direkt, um mit zig Odenseranern ihre Bahnen zu ziehen und anschließend in der Sauna zu schwitzen.

So machte also die riesige Straßenbrücke kurz vor dem alten Hafen nur für uns und eine weitere Segelyacht auf, die ebenfalls Schutz im Inselinneren suchte.

Insgesamt waren es gestern 31 Seemeilen von Bogense bis Odense. Am Aebelö-Riff sichteten wir wieder Schweiswale, wie schon am Vortag auf dem Weg von der Insel Samsö nach Bogense. Dieses Mal war es sogar eine Mutter mit ihrem Kalb. Eine tolle Begegnung! Leider ist es mir auch dieses Mal nicht gelungen, Bilder zu machen, obwohl Mutter und Kind echt nah am Schiff waren und auch einen etwas längeren Moment mit uns geschwommen sind.

Am Morgen hatten wir uns von Andreas und Annette verabschiedet, die mit ihrem kleinen, aber sehr agilen Schiffchen wieder in den geschützteren Kleinen Belt fahren wollten. Den Mittwochabend haben wir gemeinsam an Bord der Himmelblau verbracht bei sehr leckerem Essen, das Peter und Andreas gezaubert hatten. Ein schöner Abend, den ich nicht missen möchte. Der kleine Umweg hat sich auf jeden Fall gelohnt. Der Hafen von Bogense allein ist unspektakulär und hätte ihn nicht gelohnt. Immerhin: er ist riesig und es war kein Problem, einen Platz zu finden.

Das war in den Vortagen anders: Auf der Insel Sejerö, wo wir am am Sonntag von Odden auf Seeland aus hingefahren waren, lagen wir noch einsam längsseits – am einzigen Steg ohne Strom und Wasser. Auf Samsö, wo wir Montag ankamen und am Dienstag einen Inseltag eingelegt haben, lagen wir wie schon auf Ven im Päckchen. Die Ablegemanöver auf Samsö (zweimal, weil jeden Tag die Päckchen umsortiert werden) waren turbulent, zum Teil auch anspruchsvoll und in dem Hafen ging es recht trubelig zu.

Für alle, die spätestens jetzt den Überblick verloren haben, hier noch einmal der Verlauf der Reise seit dem letzten Blogbeitrag: Von Gilleleje fuhren wir nach Hundestedt, dann nach Odden, dem letzten Hafen vor dem Sjaellands Rev. Das Riff durchfuhren wir dann am Sonntag bei Regen unter Motor, um dann Kurs auf die Insel Sejerö zu nehmen. Von Sejerö ging es am Montag nach Samsö, dann Bogense und nun Odense. Alles Klar?

Die Route seit dem letzten Blogbeitrag.

Sowohl Sejerö als auch Samsö haben wir per Leihfahrrad erkundet. In Odden beschränkte sich die Besichtigung auf einen Spaziergang zum Supermarkt. Auf dem Rückweg half Peter dann einem ziemlich erschöpft wirkenden und schon etwas betanktem Engländer, eine Kiste Bier hinunter in den Hafen zu tragen und wurde am Ende mit einer Flasche aus der Kiste belohnt.

Inzwischen ist es kurz nach Mittag. Ich bin wieder an Bord. Gerade sind Steffi und Andreas mit dem Zug aufgebrochen. Sie nutzen die Verkürzung ihrer Etappe, um auf dem Rückweg Freunde in Kappeln zu besuchen. Sie fanden die Reise spannend, Andreas hatte viel Spaß am Steuern, noch einmal würden sie aber wohl nicht an Bord eines Segelbootes gehen. Steffi fühlt sich auf dem Wasser nicht so wohl, Andreas fehlt die Bewegung. Er geht lieber wandern oder radfahren. Trotzdem hatten wir eine tolle Zeit. Ich für meinen Teil habe gefühlt bisher in keinem Teil der Reise so viel Aktivitäten unternommen. Stets ging es gleich nach dem Anlegen los: Ort erkunden, Rad fahren, Spazieren gehen… Ich bin gespannt, wie das mit Jana, Franzi und Max wird, die morgen an Bord kommen. Ich freu mich schon riesig auf sie. Schade nur, dass Peter dann von Bord geht. Er bringt für uns das Auto in unseren Zielhafen Heiligenhafen und tritt dann die Heimreise an.

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  1. Sophia Bavastro

    Wieder mal ein toller Bericht, danke!

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