Es ist Donnerstagabend und wir liegen im Hafen von Gilleleje an der Nordküste der großen dänischen Insel Seeland, auf der auch Kopenhagen liegt. Auch Gilleleje ist voll. Wir haben nahezu alle Boxengassen abgeklappert und am Ende einen inoffiziellen Platz belegt, der einiges an Balance-Geschick verlangt, will man das Schiff verlassen. Aber mit einer Leine als Hilfe klappt das bei mir ganz gut, die vielen Tage Gleichgewichtstraining an Bord machen sich positiv bemerkbar.
Am Sonntagabend waren Andreas und Steffi an Bord gekommen. Am Montag haben wir uns Zeit genommen, um gemeinsam mit ihnen Kopenhagen zu erkunden – natürlich mit dem Fahrrad.








Am Dienstag starten wir dann sehr früh: um 6:30 Uhr. Der Grund: Um 7 Uhr schließt die Brücke vor unserem Hafen und öffnet dann erst wieder um 10 Uhr. Wir wollen aber früh an unserem Ziel sein, denn auf der Insel Ven wollten wir das Tycho-Brahe-Museum besuchen. Brahe war ein berühmter Astronom, zu dessen Schülern Johannes Keppler gehörte.

Leider wehte in den ersten Stunden kein Wind, so dass wir motoren mussten. Am Nachmittag hatte das Wetter jedoch ein Einsehen und bescherte uns wenigstens einen Hauch, damit wir segeln und einige Manöver üben konnten. Ziemlich früh kamen wir dann im Hafen an und mussten doch ins Päckchen. Bis zum Abend machten noch drei!! weitere Schiffe an diesem Päcken fest, an anderen Stellen lagen sogar sechs Boote nebeneinander. Der Hafen war pickepacke voll.







Der Mittwoch brachte dann für die Segelneulinge Andreas und Steffi eine ganze Reihe aufregende neue Erfahrungen mit sich. Geplant hatte ich eigentlich, 20 Seemeilen von Ven nach Gilleleje zu fahren, von wo aus es dann auf die Insel Anholt weit draußen im Kattegat gehen sollte. 20 Seemeilen waren bei dem angesagten Wind schon ambitioniert, denn es ging gegenan. Doch dann blies der Wind viel stärker als angesagt. Hinzu kam, dass das junge Paar, das mit seinem Folkeboot ganz außen im Päckchen lag, nicht aufzufinden war, als wir ablegen wollten. Irgendwer sagte dann, sie seien einkaufen – im 2 Kilometer entfernten Kaufladen! Also warten. Als sie gegen 10 endlich kamen und wir ablegen konnten, klappte das zunächst nicht, denn wir konnten am viel kleineren Nachbarboot – einem älteren Motorboot – nicht in eine Leine eindampfen, um den Bug durch den Wind zu bekommen, der uns auf die Mole bzw. das Nachbarboot drückte. Zum Glück war hinter uns ein Platz an der Mole frei geworden, auf den uns der Wind direkt nach dem Ablegen vom Motorboot trieb. Hier konnten wir dann mit dem klassischen Manöver ablegen.
Draussen im Öresund erwartete uns ein frischer Wind, wir starteten im ersten Reff. Je näher wir an das Nadelöhr zwischen Helsingör und Helsingborg kamen, desto mehr frischte der Wind auf. Also 2. Reff. Andreas hatte Spass, Steffi machte die große Schräglage sehr zu schaffen. Das und die Tatsache, dass wir zwischen Helsingör und Helsingborg kaum voran kamen und ewig brauchten, um die Fährlinie zu passieren, bewog mich dazu, den Schlag in Helsingör zu beenden. Zunächst gab es hier und da lange Gesichter (Peter und Andreas ;-)). Als wir dann aber schließlich im Hafen waren, berichtete Andreas, dass es ihm in der letzten Viertelstunde sehr übel geworden war. Und auch Peter war schließlich froh, im vergleichsweise ruhigen Hafen zu liegen.

Dort fanden wir dann auch tatsächlich schnell eine für uns passende Box. Dummerweise stellte sich jedoch als wir schon drin lagen heraus, dass die Box nur bis 18 Uhr am gleichen Abend frei war. Also war umlegen angesagt. Und das bei 5, in Böen sogar 6 Windstärken. Das gingen wir sehr planmäßig an. Bei einem guten Mittagssnack besprachen wir das neue Anlegemanöver. Das erste Mal war ich mit großer Geschwindigkeit vorwärts in die Box gefahren, dieses Mal wollten wir rückwärts anlegen. Dazu fuhren wir zuerst gegen den Wind an den luvwärtigen Pfahl der Box, legen dann eine Vor- und eine Achterleine um den Pfahl und drehten uns dann rückwärts in die Box hinein. Hat eigentlich ganz gut geklappt. Sehr kontrolliert. Am Ende brauchten wir noch eine zweite Heckleine am leewärtigen Pfahl, um uns gerade auszurichten, aber es hat funktioniert.
Welche Aufregung für die Neulinge gleich am 2. Tag: viel Wind, ordentlich Schräglage, ein Reff-Manöver und dann noch jeweils zwei spannende An- und Ableger! Heute dagegen ging es zunächst sehr gemächlich zu. Zu Beginn mussten wir sogar 4 Seemeilen motoren. Aber dann gab es doch noch einen schönen Segelwind und Andreas hatte viel Spaß am Ruder bei fünf bis sechs Knoten Speed.
Angesichts des unpassenden Windes in den nächsten Tagen und der zur Hälfte unerfahrenen Crew haben ich mich von dem Plan verabschiedet, den großen Schlag nach Anholt zu machen. Wir fahren jetzt an der Nordküste Seelands weiter Richtung Westen. Morgen geht es zunächst 20 Seemeilen nach Hundested. Der Wind wird laut Vorhersage ähnlich wie heute sein und aus nördlichen Richtungen kommen. Gar nicht mal sooo schlecht.






Wir sind gespannt, ob es ab jetzt so voll bleibt. Ich gehe davon aus, denn nun ist in Dänemark, Schweden und Deutschland Ferienzeit…
Armin Brendel
Ich lese gerne mit 😊, weil ich mindestens 5-6 mal Seeland umrundet habe, in der Regel im Uhrzeigersinn. Und so schöne Bilder.
Und jetzt habt ihr südlichen Wind?
Gute Fahrt
Silke
Hallo Armin.
Ja, ab heute weht südlicher Wind. Wir haben uns definitiv die falsche Richtung für die Umrundung ausgesucht. Im Uhrzeigersinn wäre sicher besser gewesen…
Derzeit sind wir auf Samsö und starten morgen Richtung Kerteminde.
Liebe Grüsse, Silke
Sophia Bavastro
Ich hoffe ihr finden immer ein schönes Plätzchen für die Nacht, ob in vollen Häfen oder in schönen Buchten. Und den beiden Segel-Neulingen weiterhin viel Spaß! Deine Berichte lesen sich weiterhin sehr schön. Danke dafür!
Silke
Hey Sophia.
Buchten haben wir derzeit weniger, aber wir finden immer ein Plätzchen. 😀
Liebe Grüße, Silke